The sky is the limit!

Think big! 


Neulich, im Konzert bei Simply Red. Die Show beginnt reduziert, im Mittelpunkt stehen Mick Hucknall und seine Band. Die Bühne scheint fast zu groß für die wenigen Musiker, doch bereits die ersten Takte füllen den Bühnenraum zur Gänze aus. Im Hintergrund laufen Diashows mit Bildern aus Micks Kindheit, weiter geht es mit Animationen, Kinderzeichnungen auf Fotografien von Großstädten gelegt, kreative Einfachheit gegen den Moloch Konzert-Großproduktion. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich finde die Animationen sooo schön und sage zum Liebsten, das könne doch Miriam (die bereits einen herausragenden Job als Mediendesignerin operiert) vielleicht irgendwann entwerfen - Animationen für die Bühnenshows von großen Bands. (Im Hinterkopf habe ich die familiären Backstage-VIP-Freikarten, die eine begehrte Konzeptionistin dann sicher bekäme, und ganz sicher wäre Miriam als solche begehrt, das versteht sich von selbst, aber das verrate ich natürlich nicht). Aber was muss ich sagen: Der Liebste rollt mit den Augen und dann kommt sein Is' klar, das soviel heißt wie: Komm mal runter. Ich will aber gar nicht runterkommen und sage nur, sie ist doch noch so jung, sie kann noch alles werden, was sie will. Er sagt nichts mehr, aber ich weiß genau, was er denkt: Etwas vom Wiederrunterkommen und vom Bescheidenbleiben.

Als Miriam ungefähr gerade geboren war und ihren Wunsch äußerte, später im Bereich Konzeptdesign tätig zu werden, und ich ihr auftrug, sie möge bitte bei ihrer Rede anlässlich der Verleihung eines Academy-Awards (umgangssprachlich Oscar) ihre Mutter erwähnen, habe ich das nicht im Scherz getan. Dass ihr, meinem geliebten Kind,  irgendwann eine der höchsten Anerkennungen ihrer Branche verliehen wird, war für mich immer nur eine Frage der Zeit, nie eine Frage des "Ob". So haben wir sie groß werden lassen, in dem Gedanken, dass sie - das tollste Kind der Welt - alles erreichen kann, was sie nur will. 

Deswegen regen mich Aussagen zum Thema "Bescheidenheit", "Ball flach halten" und "Schuster, bleib bei Deinen Leisten" unglaublich auf. Schließlich wäre ich heute nicht hier und Du würdest mich nicht lesen, wenn ich mein Handeln immer an den Erwartungen anderer ausgerichtet hätte. Meine Devise ist da eher Think Big! Häretische Protestanten, die zu Adventisten bekehrt werden, gehen wohl noch gebückter durch ihr Leben, als die Gemeinde es von ihnen eh schon verlangt. Da wird das "in der Spur laufen" zum Lebenszweck erhoben, ist das bei Katholiken oder Protestanten eigentlich auch so? 

Mir wurde zum Glück ein Aufmüpfer-Gen in die Wiege gelegt, welches so widerstandfähig und unabschaltbar ist, dass der Omega-Man seine helle Freude an mir hätte. Wenn mir jemand sagt, ich könne irgendetwas nicht, dann halte mal die Augen auf - so schnell hast Du noch niemanden eine Fremdsprache lernen/einen KFZ-Mechaniker-Meisterbrief erwerben/eine Ausbildung zum Koch/einen schwarzen Gürtel in Teakwondo erwerben sehen. Ich kann nämlich alles tun, was ich nur will. Und darum kann ich auch alles werden, was ich will. 


Ich bin der stete Tropfen, der den Stein höhlt

Mein bestes Beispiel ist dieser Blog. Es gibt ihn seit 2009 aus einer plötzlichen Laune heraus, aber: Ich nehme meine Launen ernst. Immer. Und die plötzlichen ganz besonders. Es fällt mir schwer, diesen Vorgang zu präzisieren, aber es gibt in meinem Leben tatsächlich eine Melange zwischen "etwas sehr wollen" und "alles einfach mal laufen lassen". Ich kann es Dir vielleicht so erläutern: Mir ist sehr vieles wichtig, besonders Menschen und vor allem ihr Tun. Und natürlich ich mir selbst, anders funktioniert das nämlich nicht. Dennoch begleitet mich dabei eine Leichtigkeit, die mich Menschen und Dinge loslassen lässt. 2009 gründete ich diesen Blog und damals war wohl schon im meinem Kopf die Vorstellung davon, dass er für viele Menschen eines Tages wichtig sein würde. Und doch habe ich darauf nicht hingearbeitet. Es war eher das Gefühl eines unergründlich tiefen Vertrauens in mich selbst, dass sich alles in meinem Sinne fügen würde. Wenn mir eine Wahrsagerin vor einigen Jahren prophezeit hätte, ich würde mal im Fernsehen auftreten, Radio machen, (Koch)Bücher schreiben, Rezepte  für Sterneköche verfassen, ich hätte wahrscheinlich aufgrund meiner Erziehung gesagt NIEMALS, aber tief in meinem Inneren hätte ich damals schon gedacht, kann gut sein, ganz bestimmt sogar. Mein Vertrauen in mich war wohl immer schon da, später aber erst der Mut, es zu äußern. 

Wenn ich damals auf die vielen Stimmen gehört hätte - es gäbe diesen Blog nicht mehr. Wenn ich nicht auf mich selbst gehört hätte, würde ich immer noch in einem großen Lebensmittelkonzern dafür sorgen müssen, dass meine Mitarbeiter so wenig wie möglich verdienen um dass die Gehälter der Vorstände immer größer werden. Ich würde angstauslösend agieren müssen, ich würde jeden Tag erschöpfter und ausgebrannter nach Hause kommen als am Tag zuvor. Und als ich damals gesagt habe, ich habe die Schnauze davon voll, so will ich nicht leben! Ich schreibe jetzt ein Buch über diesen ganzen Mist und dann mache mich selbständig in der Branche "ich mache andere Menschen glücklich", da haben meine engsten Freunde gesagt go, Astrid, go!, deswegen sind diese Menschen ja auch meine Freunde, weil sie an sich selbst glauben und auch an mich, denn das eine braucht das andere. Aber es gab auch ausreichend Zweifler, Kleinredner. Kleinredner leben in ihrem Kopf im Quadrat auf ca. 2 x 2 Zentimetern. Und in diesem kleinen Areal beurteilen sie die Leben anderer, also auch Deines! Dabei stoßen sie ständig auf ihre vier Ecken, werden von diesen schmerzhaft zurückgeworfen auf sich selbst, hocken dann herum und lecken ihre Wunden. Das Schlimme daran ist: Dabei denken sie: Wenn ich nicht, warum sie/er? Es gibt tatsächlich Menschen, die reden DICH klein, weil sie sich selbst so fühlen! Denen musst Du ganz unbedingt aus dem Weg gehen, sie bremsen Dich nur! Du brauchst Menschen, die Dich groß sein lassen. Die Dich denken lassen, wünschen lassen, erreichen lassen, was immer Du willst. Die sich mit Dir freuen und an Dir. Die davon überzeugt sind, dass Du der wundervollste Mensch auf Gottes Erdboden bist. Denn das bist Du, ich bin das ja auch! Und dieses unfassbar kluge und wunderschöne Kind, das unsere Tochter ist, kann genau wie Du auch alles tun und werden und alles lassen, was sie will. Sie hat Kraft und Ausdauer dazu und sie hat unsere ganze Liebe, wer oder was soll sich ihr noch in den Weg stellen? Irgendwelche Kleinredner? Das Oscar-Komitee gar? Sicher nicht!

(Miriam entwirft in diesem Video ein Festivalplakat für ihr Künstlerkollekiv "Harmonie im Bassgewitter")


The sky is the limit!


Postscriptum

Der Liebste sieht das ganz genau so, aber wir reiben uns zwischendurch aneinander, das ist gut! Er bewahrt mich davor, zu weit oben herumzufliegen und dabei die Basis zu verlieren. Suche Dir also ebenfalls jemanden, der Dich auf Deinen Höhenflügen begleitet. Dennoch, so ganz entre nous: Lieber ohne Buddy höhenfliegen als gar nicht! Also: Auf was wartest Du? Auf geht's!




Print Friendly Version of this page Print Get a PDF version of this webpage PDF

Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

15 Kommentare :

  1. Melanie11/08/2015

    Da gibt es nur eines zu sagen:
    Danke!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sehr gerne, liebe Melanie. Und wenn auch ein Jahr verspätet - vielen Dank für Deinen Kommentar!

      Löschen
  2. Da denkt man Sonntagsmorgens an gar nichts und dann liest man so etwas schönes! Danke liebe Astrid, Du hast mir den Tag gerettet!

    AntwortenLöschen
  3. Wunderschön Deine Tochter. Mutmachend Deine Zeilen. Hab Dank dafür!
    C.

    AntwortenLöschen
  4. Zwar nicht artig, aber dafür grossartig. So wie es zu Dir passt! :-)
    Liebe Grüsse aus Zürich,
    Andy

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich danke Dir sehr, lieber Andy, wenn auch ein Jahr später :) Aber der Artikel ploptt gerade wieder durch Facebook und so bin ich selbst darauf gestoßen worden, dass ich letztes Jahr gar nicht die Kommentare beantwortet habe. Schöne Weihnachtstage für Dich!

      Löschen
  5. Genau, man kann immer nur so viel, wie man sich zutraut. Traut man sich nix zu, kann man auch nix.
    Heidi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Genau so ist es, liebe Heidi. Manchmal braucht man nur jemanden, der einem das noch einmal sagt. Es ist nicht einfach, die Kraft für das Leben immer nur aus sich selbst heraus zu schöpfen. Deswegen ist es so wichtig, unseren Kindern so viel wie möglich davon mitzugeben.

      Löschen
  6. Gerade über Facebook entdeckt. Wie wahr liebe Astrid und danke für die Kraft, die Du mir hiermit gerade gegeben hast!

    AntwortenLöschen
  7. Du ahnst nicht, wie der Text mir gerade heute schmeckt. Kommt wie bestellt, danke :-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das freut mich sehr! Ich sollte ihn wohl öfter als einmal im Jahr posten :)

      Löschen
  8. Hallo Astrid. So, zweiter Anlauf. Mein erster Kommentar ist verschütt gegangen.

    Ich wurde auch ausgestattet und zwar mit "Revoluzzer-Genen". So nenne ich sie.
    Bin auf dem Land aufgewachsen und war immer der Exot. Früh merkte ich, dass mir das "das macht man aber so, alle machen das so Gehabe" so gar keinen Spaß macht. Die vielen Ratschläge machten mich schon immer kirre. Schon als junger Mensch merkte ich, dass ich mir meine Straße wohl selbst in die Landkarte zeichnen muss, um bei mir anzukommen.

    Dein Artikel hat etliche Erinnerungen bei mir wachgerufen.

    Seit ich damals die Verantwortung für mich übernommen habe, geht es mit super damit. Auch wenn ich anecke oder unbequem erscheine. Ist wohl normal und damit kann auch ich sehr gut leben.

    Meinen Blog schreibe ich doch tatsächlich auch im siebten Jahr. Hätte ich damals geglaubt, was mir "große" Foodblogger zu Anfang sagten, wäre das Projekt schnell gestorben. Ich widerspenstiger Mensch habe einfach weitergemacht. Auch wenn man mir mehr als einmal sagte, das was ich da tue sei alles andere als Kochen ;)

    Dein Artikel ist super! Ja, schreib gerne häufiger über solche Themen.

    Lieben Gruß
    Steffi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Steffi,
      dieses "Verantwortung für sich selbst übernehmen" ist sicher der Schlüssel! Die meisten Menschen haben das leider nie gelernt. Revoluzzer-Gene zu haben, ist ein ganz großes Glück, die muss man sich immer bewahren. Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar!

      Löschen

Wichtige Hinweise:

1. Anonyme Kommentare werden von der Software automatisch in den Spam-Ordner verschoben und dort nur selten herausgefischt.

2. Mit der Nutzung des Kommentar-Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website, bzw. durch Google einverstanden. Die Betreiberin dieses Blogs speichert KEINE Email-Adressen. Siehe auch DATENSCHUTZ



+++ 🎄 Weihnachts-Aktion 🎄 +++

Bis Weihnachten erhaltet ihr über diesen Link mit dem Gutschein-Code Gutschein-Code ATK20 auf das gesamte Sortiment der Gewürzmühle Rosenheim 20 Prozent! Einfach beim Bezahlvorgang eingeben!
Der einfacheren Lesbarkeit wegen, verwende ich in diesem Blog oft das generische Femininum. Es sind stets alle mitgemeint.