Was das Leben schöner macht

Meine subjektiven und nichtsdestotrotz total allgemeingültigen Tips zu einem besseren Miteinander im Alltag oder wenigstens zu einem besseren Miteinander mit mir ;) 


Einkaufswagen | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul

Mitdenken, Hilfsbereitschaft, Empathie, Rückssichtnahme, Respekt

Als ich heute eingekauft habe und meinen Wagen in die Chip-Box zurückschob, fiel mir wieder auf, wie schwer wir uns und anderen das Leben machen. Ich habe mich ins Auto gesetzt und die nächsten zwei Menschen beobachtet. Ratet mal, in welche Reihe sie ihren Wagen geschoben haben. Heute Abend wird die Schlange wahrscheinlich noch 10 Einkaufswagen lang in den Parkplatz hineinragen, dann wird ein Mitarbeiter des Supermarktes kurz vor Feierabend um 22:00 Uhr leise seufzend, den Kragen seines Kittels zum Schutz vor Nieselregen und Kälte hochgeklappt, die Einkaufswagen in zwei einigermaßen gleich lange Schlangen schieben, damit alle unter dem Dach Platz finden und am nächsten Morgen für die Kunden sauber und trocken sind.

Vor ein paar Tagen - gleicher Supermarkt. Auf dem Weg zu Kasse bin ich eilig wie immer, möchte nur noch nachhause und endlich die Füße hochlegen nach einem anstrengenden Tag. Vor mir knallt einer Kundin ein Glas Gurken vom Kassenband. Die Kassiererin springt auf, holt Zewa und sie und die peinlich berührte Kundin wischen den Schlamassel auf. Unter den erstaunten Blicken der beiden Frauen schnappe mir die Papierrolle und wische mit, die zwei sind zu verlegen um sich bei mir zu bedanken. Zu verlegen, nicht zu unhöflich! Das ist ein großer Unterschied, den ich vielleicht in ähnlichen Situationen nicht immer erkenne und das tut mir leid. 

Auf der Autobahn. Ich fahre mit 120 in der 100er-Zone, vor mir auf der linken Spur ein "andere Autofahrer-Erzieher" mit 99 km/h. Ich bekomme Hals und fahre ihm von hinten an die Stoßstange. Drängel die nächsten 5 Kilometer, der "Erzieher" wird aus Protest immer langsamer. Der Schweiß rinnt mir in Strömen, hoffentlich bremst er nicht plötzlich ab, dieses riesengroße Arschloch vor mir dieser sicherlich nur etwas unkonzentrierte Mensch. Von der Autobahn runter überhole ich auf der Landstraße in gewagten Manövern Schleicher um Schleicher, drängle Traktoren mit Lichthupe in den Rinnstein, bloß nicht mehr abbremsen, denn wer bremst, verliert, und steige vor der Haustür mit Herzrasen aus dem Auto. Hinter mir fallen meine Schutzengel in sich zusammen und schreiben ihre Kündigungen. (Ich kann euch sehen, ihr Memmen!) Update: Soeben habe ich erfahren, dass die Versetzung der zwei genehmigt wurde. Ab sofort werden sie für Reißverschlussverfahren auf der A3 zuständig sein. Pah! Viel Glück!

Hortensien in alter Silberschale von WMF | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul

Was habe ich gewonnen? Tatsächlich war ich sicher 2 Minuten früher zuhause. Voll toll, oder? Wenn wir alle so fahren würden wie ich an diesem Tag, hätten wir bald Zustände wie in meinem Lieblingsfilm in der Szene zur Eröffnung der Highway Saison (regelmäßige Leser wissen jetzt GANZ GENAU, von was ich spreche!)

Ich weiß nicht, ob das der Punkt war, an dem ich mir vornahm, diesen Irrsinn nicht mehr mitzumachen. Die Geschichte jedenfalls ist echt, und sie könnte der Auslöser gewesen sein. Vielleicht war es aber auch in dem Moment, in dem ich erfuhr, dass die mich so unglaublich nervende Kundin kürzlich ihren Mann an eine andere Frau verloren hatte und jetzt ohne Freunde, ohne Wohnung und ohne Perspektive dastand und ich mich so wahnsinnig geschämt habe. Geschämt, weil ich sie doof fand und nervig und in meinem Kokon von Gedanken aus "wie doof kann man denn auch sein, sich so abhängig zu machen und anderen geht es sowieso viel schlechter" kaum noch empfänglich war für ihr Leid. Egal wie schlecht es einem geht, es findet sich noch immer jemand, der mehr am Boden liegt als man selbst. Aber das ist ja nicht der Punkt. Subjektiv betrachtet ist das eigene Unglück meistens das größere und ich finde, das gehört respektiert. Ich glaube nämlich, dass jemand im Leid nur dann ausreichend Empathie für andere entwickelt, wenn sein eigenes Leid genau so hoch geachtet wird. So viel Zorn auf dieser Welt hat seinen Ursprung im Gefühl, missachtet zu werden, weniger wert zu sein, dass wir unbedingt anfangen müssen, anderen unsere Wertschätzung mitzuteilen. Ach was, "man". Ich meine mich, ich muss das tun - für mich. Euch kann ich nur darum bitten.



Ich finde Menschen toll und ich sage es ihnen, wann immer es passt. Und in diesen Momenten schicken sie mir so viel ihrer Freude und Energie zurück, dass ich voller Kraft weitergehen kann. Menschen werden schöner, wenn man ihnen sagt, dass sie es sind. Innen und Außen.

Das Glücksprinzip

ist ein Film aus dem Jahr 2000. Der junge Trevor hat eine besondere Idee. Nach seinem Prinzip „Weitergeben“ soll man drei anderen Menschen etwas Gutes tun. Diese geben den Gefallen nicht zurück, sondern helfen ihrerseits jeweils drei anderen Menschen. So breiten sich die guten Taten nach dem Schneeballsystem immer weiter aus. Der Film basiert auf einem Roman von Catherine Ryan Hyde, die ergänzend eine Stiftung gründete, um die Idee aus ihrer Geschichte gesellschaftlich zu etablieren. Eigentlich ist der Originaltitel des Films viel deutlicher: Pay forward. Einfach etwas tun. Im Voraus. Selbst wenn der andere ziemlich arschig ist. Ich weiß, das ist gegen alles, was wir täglich erleben. Na und? Wenn ich früher heulend zuhause gesagt habe, "der macht das aber auch und hat damit angefangen" haben meine Eltern auch gesagt "na und? Wenn ___ aus dem Fenster springt, ..."

Wir wissen alle, wie der Satz weitergeht.  



„Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir für die Welt wünschst.“

(Mahatma Ghandi)




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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

17 Kommentare :

  1. Liebe AT - es tut mir so leid zu hören, dass es Dir genau so geht wie mir.Ich kann Dir berichten - in USA läuft das ganze tägliche Miteinander viel entspannter, empathischer, rücksichtsvoller, schöner,... ab. Natürlich ist auch da nicht alles Gold was glänzt. Aber wo ist das schon so?!
    Jedoch kotzt mich diese immer schlimmer werdende Ellbogen-Mentalität in DE auch mich an! Auch ich mache sie nicht mehr, diese "Jagd" um den Parkplatz, um den "besseren" Platz in der Warteschlange vor dem Supermarkt, die 2 Minuten, die ich einspare, wenn ich andere Menschen nieder renne und mich ihnen in den Weg werfe, in der morgendlichen Hatz von der Bahn zu S-Bahn, das Drängeln und Schubsen auf Autobahnen und Veranstaltungen, ...

    Ich erlebe die meisten Menschen in Deutschland - wenige Ausnahmen existieren noch - als hysterisch und rücksichtslos. Alle haben Angst, dass ihnen etwas weg genommen wird oder für sie nichts mehr übrig bleibt, wenn sie nicht für sich kämpfen und ein Stück vom rar gewordenen Kuchen ergattern. Alleine schuld daran sind sie natürlich nicht. Es ist ein Deutschlandweit sich selbst verstärkendes System. Viele sind Opfer und werden dadurch selbst zum Täter. Jede einzelne Stufe, Bereich verstärkt das ganze immer weiter. Angefangen von den Fehlentscheidungen der Regierung....

    Das waren meine Gedanken in einem Wort zum Sonntag. 
    Tanja aus dem Schwabenländle 

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  2. Ich mach' das noch wahr mit dem Stempel...! Erstmal sage ich aber Danke – comme toujours. Auch wenn ich das mit dem Nicht-Eilen zumindest auf dem Radl noch lernen muss. Der Rest klappt meistens ganz gut und es tut noch besser zu hören/lesen, dass man eben NICHT der/die Einzige ist, der/dem sowas so am Herzen liegt und manchmal einfach mitanpackt, anlächelt, hilft. Irgendwann trifft einen der Schneeball selbst – und wenn nicht, ist's auch nicht schlimm. Schönen Sonntag!

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  3. Anne S.10/18/2015

    Anne sagt dir von Herzen danke, und wünscht dir einen schönen Sonntag

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  4. Meine Mutter prägte zu diesem Thema den goldenen Sinnspruch (wann immer ich mich über die rabiate Schwachsinnigkeit der Mitmenschen aufregte), 90% aller Menschen sei eben nun einmal bescheuert. - Die Höhe der Prozentzahl kann allerdings, je nachdem, schwanken. ;-)

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  5. Liebe Tanja,
    Du hast recht, es zieht sich durch die gesamte Gesellschaft und alle Strukturen. Und natürlich - der Fisch stinkt immer von Kopf her. Bist Du derzeit in den USA? Geht es Dir gut? Melde Dich doch mal per mail, ich freue mich :*

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  6. Liebes Milchmädchen,

    Fahrrad zählt nicht. Ich glaube, damit darf man rasen, so viel man will :)
    Aber halt nicht drängeln, hörst Du!

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  7. Liebe Nele,
    bitte schön, gern geschehen! :*

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  8. Liebe Anne,
    den wünsche ich Dir von Herzen auch!

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  9. Liebe Kochpoetin,
    ja und nein. Ich bemühe mich ja gerade, nicht fast alle als bescheuert abzustempeln. Eher als traurig, enttäuscht, verzweifelt, einsam...
    Aber als unsere Mütter noch solche Dinge gesprochen haben, war die Welt vielleicht auch noch weniger bekloppt.

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  10. Danke! ich mag TExte wie deiner, die sich selbst reflektieren und nicht mit Fingern auf andere Zeigen! Viele grüße - edith

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  11. Liebe Edith,
    Dankeschön!
    Mit dem Finger auf andere zu zeigen, hat schließlich noch niemanden weitergebracht.Daher auch der schöne Schlusssatz von Ghandi. Hab einen schönen Tag und danke, dass Du hier mitliest!

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  12. Sabienchen10/21/2015

    Jetzt wird es philosophisch��

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  13. Liebes Sabienchen, "Du musst der Philosophie dienen, damit du die wahre Freiheit erlangst."

    Epikur von Samos (341 - 271 v. Chr.), griechischer Philosoph

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  14. Roland8/07/2023

    Bäckereifachverkäuferinnen sind meines Erachtens extrem wichtig im Sinne der Pay Forward-Idee: Ich stelle mir immer vor, dass sie morgens mit die ersten sind, die Kontakt mit Menschen haben, die nach ihrem Bäckereibesuch in die Firmen der Welt ausströmen und dort "Chefs" sind. Wie freundlich werden sie dort (hoffentlich) mit ihren Mitarbeitern interagieren, wenn ihr "Erstkontakt" am Morgen ein herzlicher war ...

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