Yamswurzel-Curry mit Aubergine und Erdnüssen im Kartoffelnest, Jackfrucht-Sambal mit Chili und indonesischem Langpfeffer | "Streetfood & Sambal", das Indonesien-Event zur Frankfurter Buchmesse 2015




Selamat datang! Herzlich willkommen Indonesien! 


Yamswurzel-Curry mit Aubergine und Erdnüssen im Kartoffelnest, Jackfrucht-Sambal mit Chili und indonesischem langen Pfeffer | "Streetfood & Sambal", das Indonesien-Event zur Frankfurter Buchmesse 2015 | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul


Von Samba, Rentiergulasch, und feuriger Schärfe

Bereits zum dritten Mal ist meine Freundin Claudia Veranstalterin und Organisatorin des Kochwettbewerbes der Frankfurter Buchmesse. Was relativ launig im Jahr 2013 begann, hat sich zu einer hochgeachteten Veranstaltung entwickelt, die das jeweilige Gastland in den kulinarischen Fokus rückt. Begonnen mit Brasilien und dem Thema "Cook It Like Samba!", zu dem ich eine Moqueca de peixe beigesteuert habe, gefolgt vom Gastland Finnland, das von mir Rentiergulasch in Wodka bekam, nur leider nicht ausreichend rechtzeitig für die Wettbewerbsteilnahme, bin ich in diesem Jahr auf den letzten Drücker wieder mit dabei und heiße Indonesien, das Gastland der Frankfurter Buchmesse, herzlich willkommen! Selamat datang!


Streetfood & Sambal, Yams & Jackfruit

Wettbewerbsaufgabe in diesem Jahr war, ein Gericht zu kochen, das indonesisch inspiriert, streetfood-tauglich und/oder mit Sambal gekocht wurde, der typischen, feurig scharfen, indonesischen Würzpaste. Das Land Indonesien hat unterschiedliche klimatische Verhältnisse, die, abgesehen von den vielfältigen Einflüssen der niederländischen Kolonialherrschaft, die kulinarischen Vorlieben der Indonesier prägen; insofern ist die indonesische Küche in erster Linie eine Küche der Regionen. Meine ersten kulinarischen Erfahrungen mit indonesischer Küche habe ich daher fast zwingend in den Niederlanden gemacht, indonesische Restaurants habe dort eine Dichte, wahrscheinlich gibt es im kleinen Haarlem fast ebenso viele wie Jakarta. So ist auch die in niederländischen Indonesien-Restaurants stets angebotene Indonesische Reistafel ein von den Niederländern während der Kolonialzeit eingeführtes Gericht, also in etwa so original indonesisch wie das chop suey chinesisch ist, das wiederum (so sagt die Legende) in San Francisco erfunden wurde.


Wilde Yamswurzel vom Street Market in Seattle | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul


Was also essen die Indonesier? Sicher, Reis. Aber eben nicht überall. Im Osten Indonesiens ist es in der Regel zu trocken für den Reisanbau, daher wird dort auf Yamswurzeln und Maniok als Stärkelieferanten zurückgegriffen. Problem Nr. 1: Woher bekomme ich eine Yamswurzel? Der Asiamarkt des Vertrauens hatte keine und das Internet nur in pulverisierter Form als Nahrungsergänzungsmittel. Überhaupt hatte ich einen witzigen Dialog im Asiamarkt:
Ich: Haben Sie Yamswurzel? Asialaden: Äh... was? Ich: YamswurzelAsialaden: Was ist das?Ich: Na, wenn Sie das nicht wissen, woher dann ich?Asialaden: (fragt den Kollegen, kommt wieder) Nö. Nix da. Haben wir nie. Ich: Ok, und Jackfrüchte?Asialaden: Ja, in der Dose und gefroren. (Ich entscheide mich für TK)Ich: Haben Sie vielleicht einen Tip für mich, ich möchte indonesisch kochen und brauche ein paar Anregungen für etwas Typisches.Asialaden: is egal, alles hier indonesisch alles asiatisch ganz egal, kannst Du kochen von hier was Du willst.
Glücklicherweise flog eine meiner Freundinnen kurz darauf nach Seattle und brachte mir vom dortigen foodmarket zwei prächtige Yamswurzeln mit. Während die zwei drei sich auf dem Rückweg über die Rocky Mountains nach Rheinhessen machten, bastelte ich weiter an meiner Idee... Ohne ein indonesisch-deutsches Mischmasch zu riskieren, wollte ich dennoch mit meiner Umsetzung der Aufgabe das Gastland Indonesien willkommen heißen und auf meine Vorstellung einer kulinarischen Umarmung folgte ein Kartoffelnest, in dem sich das indonesische Gericht wohlfühlen sollte. Dass so ein gefülltes Nest auch noch mit zwei Happs weggeputzt ist und sich damit auch vortrefflich als streetfood eignget - geschenkt.


Jackfrucht (Jackfruit), geschält und entkernt | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul
Yamswurzeln, vor allem die wilden auf dem obigen Bild, haben große Ähnlichkeit mit Süßkartoffeln, optisch sowie geschacklich. Verwandt sind beide Pflanzen dennoch nicht. Jackfrüchte habe ich für dieses Gericht zum ersten Mal zubereitet, sie schmecken so ähnlich wie eine sehr(!) reife Banane, haben aber eher den Biss einer reifen Mango. Säure bringen sie kaum mit, jedenfalls nicht in ausgeprägter Form, so dass ich Geschmacksbeschreibungen im Internet, die auf die Ähnlichkeit mit Ananas hinweisen, nicht nachvollziehen kann. Im Inneren der Frucht befinden sich große Kerne, die essbar sind und ähnlich wie Kastanien schmecken sollen, bei der vorbereiteten Frucht aus dem Asiamarkt erhielt ich jedoch nur das pure Fruchtfleisch.


Kartoffelnester (Angaben für ca. 10 Stück)

  • 300 g Kartoffeln, festkochend
  • 1 TL Zitronensaft
  • 1 Prise Salz
  • 1 L Distelöl

  1. Die Kartoffeln schälen und raspeln. Kräftig ausdrücken, den Zitronensaft untermischen, salzen
  2. Ein kleines Haarsieb mit den Kartoffelraspeln auskleiden und mit einem weiteren, noch etwas kleinerem Sieb als das erste, eine tiefe Mulde in die Kartoffeln drücken
  3. Das Öl erhitzen, bis es um den Stiel eines Holzlöffels herum Blasen wirft, dann portionsweise die Siebe mit den Kartoffelraspeln im heißen Fett goldbraun frittieren und auf Küchenkrepp abtropfen lassen

Mein Tipp:
Das größere Sieb am Boden etwas plattdrücken, damit die Nester hinterher eine bessere Standfläche haben


Frittierte Kartoffelnester | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul


Yamswurzel-Curry als Füllung für ca. 10 Kartoffelnester

  • 1 TL indonesische Currypaste
  • 300 g Kokosmilch
  • 10 cm Zitronengras, in feine Röllchen geschnitten
  • 150 g Aubergine, klein gewürfelt
  • 1 kleine Yamswurzel, geschält und klein gewürfelt
  • 1 EL Erdnüsse, gesalzen und geröstet
  • 1/2 Limette, Saft und Abrieb der Schale
  • 1 Spritzer Fischsauce (Salz für eine vegane Variante)

  1. Die Currypaste mit 4 EL der Kokosmilch und dem Zitronengras in einer Pfanne anrösten und dick einkochen lassen.
  2. Die Auberginen- und Yamswürfel hinzugeben, kurz anbraten und anschließend die restliche Kokosmilch dazugeben
  3. Das Curry in ca. 20 Minuten dick einköcheln lassen und mit dem Saft und Abrieb der Limette würzen
  4. Mit Fischsauce oder Salz abschmecken
Yamswurzel-Curry mit Aubergine und Erdnüssen im Kartoffelnest, Jackfrucht-Sambal mit Chili und indonesischem langen Pfeffer | "Streetfood & Sambal", das Indonesien-Event zur Frankfurter Buchmesse 2015 | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul

Jackfrucht-Sambal

  • 2 EL Distelöl
  • 200 g Jackfruchtfleisch, klein gewürfelt
  • 1 kleine Chilischote mittlerer Schärfe (ich habe eine Ecuador Purple verwendet, die indische Chilisorte Bhut Jolokia, welche auch in Indonesien wächst, gehört zu den schärfsten Chilis der Welt)
  • 1 TL fein gehacktes Zitronengras
  • 1 TL weißer Sesam
  • 0,5 g Langer Pfeffer aus Indonesien, gemörsert
  • 2 EL Wasser

  1. Das Distelöl erhitzen
  2. Das Jackfruchtfleisch in das heiße Öl geben, die Chilischote fein hacken und hinzufügen, ebenso Zitronengras, Sesam und Langpfeffer
  3. Wasser dazugeben und und das Sambal dick einkochen
  4. Vorsicht: Höllisch scharf! Die Schärfe kann aber gut durch die Verwendung verschiedener Chilischoten reguliert werden


Yamswurzel-Curry mit Aubergine und Erdnüssen im Kartoffelnest, Jackfrucht-Sambal mit Chili und indonesischem langen Pfeffer | "Streetfood & Sambal", das Indonesien-Event zur Frankfurter Buchmesse 2015 | Arthurs Tochter Kocht von Astrid Paul

Fertigstellen

  1. Die Kartoffelnester mit dem Yamsurzel-Curry füllen, das Jackfrucht-Sambal als Topping obenaufgeben und mit ein paar gehackten Erdnüssen und etwas Koriandergrün garnieren
  2. Sofort servieren, es dauert ca. 5 Minuten, bis die Kartoffelnester durchgeweicht sind
  3. Essen: Auf die Hand nehmen (das muss nicht zwingend auf einer Straße passieren) und mit zwei Happs ist jedes Körbchen weg


Serviceteil

Veranstalterin, Organisatorin (in Zusammenarbeit mit der Buchmesse) und Knüllerfrau:


Die Seite zum Event: Bitteschön, hier entlang


Wikipedialink zur Indonesischen Küche: Gerne hier


Mein Rezept für Moqueca de peixe: Hier entlang





Menikmati hari Anda





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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

6 Kommentare :

  1. Einfach nur grandios! Und hey!, du hättest noch ganze 8 Stunden Zeit gehabt... ;-)
    Liebe Astrid, es ist mir eine Ehre und ein Fest, dass du bei meinem Event dabei bist. Ich durfte ja schon quasi "live" miterleben, wie sich die Yams auf den Weg machte... ein indonesischer Kochkrimi sozusagen.
    Fühl dich umarmt!

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  2. Und mit sowas kommst Du mitten in meinem Asia-Hieper...! Der orientiert sich gerade zwar mehr an Chinas Töpfen, aber wenn selbst der Asiamann der Meinung ist, dass "is egal, alles [...] asiatisch ganz egal, kannst Du kochen [...] was Du willst"...
    Die Showküche ist das Mindeste, das ich erwarte – go girl!

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  3. Du verrückte Nuss - oder sollte ich sagen "verrückte Wurzel"? Was für ein tolles Gericht! Im Nachhinein bedaure ich, dass ich's zur Teilnahme nicht geschafft habe. Aber bei mir ist gerade einfach zu viel los... Die indonesische Reistafel habe ich mal in München gegessen. Ein tolles Erlebnis. In der indischen Küche sind ja z.B. auch Vindaloos sowie das berühmte Chicken Tikka Masala (und nicht zu vergessen der Gin Tonic!) eine Erfindung der portugiesischen bzw. britischen Kolonialherren. Das vermutlich einzig Gute, das die Kolonialherrschaft hervorgebracht hat: Die vielen Genüsse, die wir heute in Europa erleben dürfen. Ach, ich bin gespannt, welches der vielen tollen Rezepte gewinnt! Ich drücke die Daumen!

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  4. Unser Asia Laden (Ludwigshafen) hat tatsächlich ab und an Yams Wurzeln.
    Das nächste mal sagst du bescheid. Dann werf ich dir eine rüber ;)

    Dass das, was du draus gemacht hast, fabelhaft aussieht, brauche ich ja schon garnicht mehr erwähnen, oder?

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  5. Die idonesische Küche ist wirklich im Bereich Gewürze/Veredelung höchst interessant, es gibt auch durchaus auch in Deutschland Restaurants, die nicht so eindeutig indentifizierbar sind (in Holland laufen die ja unter Siam) - wer kennt schon ein typisch idonesisches Gericht? Ich bin mir sicher, da können sie 10 Passanten fragen, nur einer könnte eins nennen (wahrscheinlich Frikandel mit Erdnusssosse ;-) In Köln gibt es 3 eigentlich passble Restos; aber ich habe den Eindruck, die deutschen Kunden kommen einfach nicht auf den Geschmack oder wollen es leider nicht so aromatisch - obwohl die indonesische Küche ausgerechnet im Bereich Chips & Co intensiven (Gewürz-) Aromaeinfluss in Deutschland hat.

    In Ihrem Rezept finde ich gerade gut, dass sie die Yamswurzel am Ende nur sehr reduziert eingesetzt haben - genauso wie Maniok sind die Stärkekonzentration gerade das Problem, die Wurzel ist nicht sehr fein - da können viele Kartoffelsorten vielseitiger auftrumpfen. Ob Ihr Rezept allerdings Streetfood-tauglich ist, bezweifle ich etwas - dafür ist es dann doch etwas zu aufwendig.

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  6. Ein tolles Rezept, nicht nur optisch ein Hingucker! Das du die Yams-Wurzel aus Seattle bekommen hast ist ja wirklich praktisch, tatsächlich habe auch ich bei mir in den Suüermärkten oder anderen Läden auch noch nie welche entdeckt.
    Liebe Grüsse,
    Krisi

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