Heilfasten 2014 - Tag 14, 15, 16 | Versuchungen und Ausblicke


Fasten fördert und fordert meine Disziplin. Ich habe wohl für alle Lebensbereiche ein großes Maß davon mitbekommen, während P. behauptet, ich sei lediglich stur. Das kann man sehen, wie man will. Tatsache ist - wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, gebe ich nicht auf. Und gibt es nicht auch Tiere, die sich monatelang einpuppen, nur um bei der richtigen Gelegenheit stärker zu erwachen und zuzuschlagen? So bin ich. Ich gehe stets nur zurück um mehr Anlauf zu nehmen. Aber vorgestern, an Tag 14, kam ich an meine Grenze. Ausgelöst durch 100 g Rinderhackfleisch, die ich für Paul O'Malley gekauft habe, den rheinhessischen Salonlöwen. (Auf den Bildern giert er nach einer Entenbrust, die auf dem Tisch liegt. Bei Bild oben rechts ziehe ich sie ihm gerade vor der Nase weg, und so ähnlich muss ich vor der Fleischtheke geschaut haben)

Ich stand vor der Fleischtheke und wäre vor Gier fast über den gläsernen Spuckschutz gesprungen, wollte meine Zähne in Rouladenfleisch hauen und mich nackt in Sülze suhlen. Zuhause dann hat mich der Gedanke an dieses rohe Fleisch im Kühlschrank nicht mehr losgelassen und nur meine innerliche Zwangsjacke hielt mich vom Rückfall in Cro-Magno-Zeiten zurück. Ich schüttete literweise Tee in mich hinein und naschte ein paar Rauchsalzkristalle zur Ablenkung. Aber seit diesem Vorfall kostet mich das Fasten mehr Kraft, als an den Tagen zuvor. Jeder Tag seit dem ist nicht mehr nur Leichtigkeit, sondern Ãœbung in Disziplin. Da magst Du nach dem "warum" fragen. Warum höre ich nicht einfach auf in solchen Momenten, an solchen Tagen? Und da sind wir wieder bei meiner Sturheit. Ich habe mir ein Ziel gesetzt und das hieß: Bis zum 21. März. Länger geht es aus Termingründen eh nicht, da ich am Sonntag ins Kloster gehe, bzw. in die Benedektinerabtei Plankstetten fahre, zu einer weiteren Seminareinheit meiner Fortbildung zur Gewürzsommeliere. Hinzu kommt natürlich noch, dass das Fasten wie ein Jungbrunnen wirkt und gerade in den letzten Tagen voll durchschlägt. Mein Blick wird klarer, die Haut strahlender, bei jedem Schritt hüpfe ich innerlich und meine Außenwelt bescheinigt mir ein Strahlen von innen heraus. 

Mindestens drei Tage "Fastenbrechen" gönne ich mir. Diese Tage sind der sanfte Aufbau zurück in ein Leben voller kulinarischer Eindrücke. Diese kommen so gewaltig daher, dass ich jedem, vor allem Fasten-Anfängern, empfehle, sich dazu Zeit zu lassen. Nach über 20 Jahren Fasten bin ich mittlerweile routiniert, so dass vieles nebenbei läuft und der Einstieg ins Fasten fällt mir ebenso leicht wie der Ausstieg. Aber der Geschmackssinn sensibilisiert sich enorm in dieser Zeit, es ist eine Freude, einige Tage lang ganz bewusst und wie in einem kleinen Rausch zu essen und zu schmecken. Der erste Apfel bedeutet einen Hochgenuss, als sei es der erste Apfel des Lebens. 

Mich in diesen Tagen außerhalb verpflegen zu lassen, passt mir daher nicht ins Konzept. Um das Beste aus dieser Situation zu machen, habe ich mich im Kloster als Veganerin angemeldet. Mit einem "uhhh, das hört die Küche aber gar nicht gerne" hat mich die Verwaltungsdame zum Küchenchef durchgestellt, der sich wiederum relativ gelassen gab. Ich denke, mit 2 Wochen Vorlauf und für einen Aufenthalt von zwei Tagen sollte das für eine Klosterküche kein Problem bedeuten, bin aber angemessen gespannt und durchaus bereit, morgens einen Tropfen Kuhmilch in meinem Kaffee zu akzeptieren. Mir geht es vor allem darum, viel Salat zu bekommen, keine sahnigen, käsigen Saucen, mit denen vegetarisches Essen oft aufwartet und eine phantasievollere Verpflegung als drei Brokkoliröschen im Duett mit Blumenkohl

Das heißt, heute ist der fast letzte Tag. Ich werde einkaufen für morgen. 2 Äpfel. Und für übermorgen auch. In drei Tagen esse ich das erste kleine Porridge mit selbstgemachter Mandelmilch und gönne mir einen green smoothie. Bei dem Gedanken daran fühle ich mich vor Freude wie besoffen!







Print Friendly Version of this page Print Get a PDF version of this webpage PDF

Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

6 Kommentare :

  1. Nackt in Sülze suhlen. I like. Sehr ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Durchhalten. Das Gefühl, den Sausack von Körper besiegt zu haben, ist unbezahlbar. Aber das weißte ja selbst. :)=

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Mel, ich hätte noch ne Menge mehr Phantasien. Die mit Sülze erschien mir am harmlosesten ;)


    AntwortenLöschen
  4. Lieber Kiezneurotiker,
    Aufgeben ist keine Option! :-)

    AntwortenLöschen
  5. Ich finde es ganz grossartig, dass Du dir in unserer schnelllebigen Zeit eine Auszeit gönnst, Dich auf Dich besinnst und als Ergebnis aktuell auf Wolken tanzt.

    Lass Dir die Äpfel schmecken und am Rande bemerkt: Ich habe sehr viel Spass beim lesen Deines "Fasten-Ego-Esoterik-Events"

    LG Friesi

    AntwortenLöschen
  6. Hallo Astrid, toller Blog und toller Beitrag im TV und ganz viel Respekt für Dein Fastenprojekt! Ich wünsch Dir viel Spaß in Plankstetten - unser Nachbarort :o)

    Liebe Grüße
    Melanie

    AntwortenLöschen

Wichtige Hinweise:

1. Anonyme Kommentare werden von der Software automatisch in den Spam-Ordner verschoben und dort nur selten herausgefischt.

2. Mit der Nutzung des Kommentar-Formulars erklärst Du Dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website, bzw. durch Google einverstanden. Die Betreiberin dieses Blogs speichert KEINE Email-Adressen. Siehe auch DATENSCHUTZ



+++ 🎄 Weihnachts-Aktion 🎄 +++

Bis Weihnachten erhaltet ihr über diesen Link mit dem Gutschein-Code Gutschein-Code ATK20 auf das gesamte Sortiment der Gewürzmühle Rosenheim 20 Prozent! Einfach beim Bezahlvorgang eingeben!
Der einfacheren Lesbarkeit wegen, verwende ich in diesem Blog oft das generische Femininum. Es sind stets alle mitgemeint.