Buchmessenschmarrn

Ich bin ohne Orientierungssinn auf die Welt gekommen. Vielleicht hat der liebe Gott mir dafür ein paar Geschmacksrezeptoren mehr mitgegeben, aber als Orientierungssinn verteilt wurde, war ich wohl gerade auf dem Klo


Zumindest ist meine gustatorische Wahrnehmung um ein vielfaches größer als meine räumliche. Manchmal, wenn ich denke, ich hätte Kreislauf, ist mir wahrscheinlich nur vor Orientierungslosigkeit schwindelig. Moderne Parkhäuser z. B. überfordern mich und so finde ich die 15 zugestandenen Minuten vom Bezahlen am Kassenautomaten bis zur Ausfahrt ein wenig knapp bemessen. Sicher nehme ich zur Kenntnis, dass ich im Bereich gelb oder im Stockwerk III stehe. Aber das habe ich so schnell wieder vergessen, wie ein Lämmchen mit dem Schwänzchen wedeln kann. Daher ist mein erstes Buchmessenphoto so eines gewesen:

Man weiß ja nie...

Am 2. Tag war ich auch so schlau, mit dem richtigen Bus an die richtige Halle zu fahren, so dass ich mir die 20 Minuten Fußmarsch ersparte und ausgeruht meinen ersten Kaffee am Stand des Lieblingsverlages nahm. Dann stürzte ich mich ins Getümmel. "Fröhlich macht Yoga" las ich. Ich dachte immer,Yoga macht fröhlich und dachte nur, mein Gott - jetzt turnt sie auch noch, was kommt als nächstes? Traumdeutung des zweiten Moppel-Ichs? Was wohl Frau Yoga-Karven zur Konkurrenz im gleichen Haus sagt? Da! Schon wieder ein Dieter Mohr! Es konnte sich nur um eines von zahlreichen Doubles handeln.Völlig unmöglich, dass ein einziger Mensch sich so oft an jeder Ecke gleichzeitig fotografieren lassen könnte. Das haben gestern noch nicht einmal Charles und ich geschafft und wir waren immerhin zu zweit! 

Ab zu Cordula, die hatte ihren eigenen kleinen Super-Shoppen-Schopper-Stand ganz in lila, gebaut aus lauter Büchern. Das fand ich sehr sympathisch, denn welches Fundament kann tragfähiger sein, als ein Buch? Nur Wein hatte sie keinen dabei, noch nicht einmal schlechten. Dafür tobte gegenüber in der Küche der Gourmet Gallery Steffen Henssler und gefühlte 2000 BesucherINNEN! hingen an seinem Kochlöffel. Ich fand ihn schon immer ein bisschen "naja" aber seitdem meine Freundinnen Heike und Dorothée ihm in der Sendung TGJ mal gezeigt haben, wo der Gurkenhobel hängt, könnte er mich noch nicht einmal mehr mit einer handgeklöppelten California Roll aus Fugu beeindrucken. Außerdem warf er zum Schluss seines Auftrittes noch eine Bombe in die Küche, die daraufhin auch aussah, als hätte sie eben genau so eine getroffen und verabschiedete sich samt seines weiblichen Publikums an den Stand von DK. Vielleicht konnte er da noch die zuvorkommende *hust* Programmdirektorin beeindrucken? 

Was die, die ihm folgten nicht wussten, war, was sie jetzt im Anschluss verpassten. Nämlich das Highlight des Tages, ach was sag ich, der ganzen Messe! Denn jetzt kamen die Profis! Stevan Paul stellte, launig moderiert von Verleger Ralf Frenzel, gemeinsam mit Vijay Sapre, dem Herausgeber der Effilee, sein neues Buch "Schnelle Teller" vor. Gemeinsam mit KathaKatharina, dem Mann von der krank darniederliegenden Schnuppschnüss und einigen anderen Bloggern saß ich im Publikum, bewaffnet mit dem versprochenen Riechsalz für Stevan, der vor Aufregung zu kollabieren drohte und dann so souverän agierte, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nichts anderes gemacht, als öffentlich zu kochen und sich dabei interviewen zu lassen.
Es gab 3 schnelle Teller aus dem Buch, unter anderem einen Buchmessenkaiserschmarrn, der ohne Eiweiß daher kam und trotzdem vor der Österreicherin Katha Gnade fand. Im Übrigen waren die Teller so schnell da und schon wieder weg, so schnell kam ich kaum mit fotografieren hinterher, geschweige denn, mit essen. Dabei war alles so wirklich richtig lecker und das tolle Buch "Schnelle Teller" wird sicher auch hier bei mir Einzug halten, schließlich habe ich mit einem schnellen Teller von Stevan aus der Effilee schon einmal einen Wettbewerb gewonnen! :)
Nach etwas Champagner, mit dem am Stand der Effilee auf dieses großartige Ereignis angestoßen wurde, war es Zeit für die geplante Podiumsdiskussion zum Thema "Buch trifft Blog", zu der ich gemeinsam mit den beiden Katharinas eingeladen war. Anne Klein war im Publikum und setzte sich dann auch noch mit dazu, so dass wir gemeinsam mit der Pressedame vom Kosmosverlag und dem Moderator eine recht bunte Truppe abgaben. Mir persönlich sträubten sich schon zu Beginn die Nackenhaare. Auch wenn von der Accountmanagerin der Messe alles sorgfältig geplant war - tatsächlich war der Moderator in keinster Weise auf die Diskussion vorbereitet, kannte keinen einzigen Namen der Teilnehmerinnen und hatte in seinem oft zitierten "Moderatorenhandbuch" wohl Seite 1 vergessen nachzulesen, auf der sicher steht, dass man sich sorgfältig auf seine Gesprächspartnerinnen vorbereiten sollte. So entwickelte sich die geplante Diskussion rasch in ein Frage-Antwort-Spiel mit drögen Inhalten zum Thema, "Blogger als Marketininstrumente". Wahrscheinlich mussten wir deswegen auch unter dem großen Miele-Schild sitzen. Nach ein paar Minuten jedenfalls fühlte ich mich abgegessen wie ein schneller Teller und hoffe sehr, dass bei der nächsten geplanten Runde für die Leipziger Messe sowohl Thema als auch Moderator besser vorbereitet sein werden.
Photo: Gourmet Gallery
Zum Glück traf ich hinter den Küchenkulissen im Anschluss Ronald Puls, der als Mietkoch arbeitet und davon übrigens auch manchmal in seinem Blog erzählt. Wir haben jedenfalls verabredet, demnächst mal gemeinsam die Küche zu rocken. Und da es hinter den Kulissen sowieso immer am schönsten ist, versorgte Ronald Katha und mich im Anschluss noch mit Hummerespresso, feinstem Fleisch und Hummus, Würsten, Frankfurter Senf und vielen anderen Leckereien. Danke lieber Ronald!
Ein Höhepunkt des Tages war es für mich, den Messe-Meyer kennen zu lernen. Ein Gesamtkunstwerk aus Buchhändler, Autor, Kolumnist und Kabarettist. Seine Kolumnen auf Buchmarkt.de, dem Zentralorgan der Branche sind legendär und retten mir mittlerweile oft den Tag, so witzig sind sie zu lesen. Seine Feder ist spitz und so war ich sehr froh, dass ich als "Newbie" wohl noch ein wenig Schonfrist genieße, er hat nämlich über mich nur Nettes geschrieben. Zum Dank besuche ich seine nächste "Lesung" oder was auch immer er hier in der Nähe treibt. Hier geht´s zu seiner Homepage: Herr Mayer, zieh Dir schon mal ´ne Nummer, Du wirst gleich bedient. 

Und auch wenn die Versuchung groß war, noch im Anschluss an die Messe mit Katha und Sebastian Dickhaut zum ollen Fressack in die "Mainlust" zu fahren (habe ich schon einmal gesagt, dass seine Bratkartoffeln spitze und die Kneipe ´ne Wucht ist?), habe ich diesen Messetag anschließend für mich angemessen müde beendet, den Kopf voller wunderbarer Erlebnisse mit großartigen Menschen und Büchern. Bis zum nächsten Jahr, ich freue mich schon! Ãœbrigens habe ich mein Auto auf Anhieb wiedergefunden, die Umgebung von so vielen Büchern scheint meine orientalischen orientierischen (oder so) Fähigkeiten zu schulen! ;)

Zu Buchmesse Tag I ----> bitte hier entlang



  Genießt euren Tag!


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Arthurs Tochter

Astrid Paul, die Autorin von Arthurs Tochter kocht., ist besessen vom Essen. Sie wacht manchmal nachts auf, weil ihr im Traum Essensdüfte durch die Nase ziehen. Dann steht sie auf und fängt an zu kochen. Oder zu schreiben. Vielleicht kocht sie auch nur, um darüber schreiben zu können, wer weiß das schon...

13 Kommentare :

  1. Gute Idee, via Foto-Schnitzeljagd Wege (wieder)zu finden, quasi selbstgemachter Navigator *-*

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  2. Einmal hab ich mein Auto geschlagene 3 Stunden in der Mannheimer Innenstadt gesucht.
    Seitdem kann ich's. Zwangsgelernt sozusagen.

    Schöner Bericht und danke für die interessanten Links!

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  3. Das führt mir meine eigene Orientierungslosigkeit aber sowas von vor Augen. Jesses, das mit dem Auto ist 1 zu 1 mein Problem!
    Schade, dass die Podiumsdiskussion so nach hinten bzw. gar nicht losging, aber Hummerespresso & Co hören sich als Entschädigung ganz vorzüglich an - und es hat Spaß gemacht Deinen Bericht zu lesen, gerade weil ich selbst nicht auf der Messe war.

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  4. Ach was, Orientierung wird überschätzt. Solange Du nicht wie ich vorgestern mit dem Bus ins Einkaufszentrum fährst (ohne umsteigen, man kann sich also weder verfahren noch verlaufen, sehr praktisch), beim Verlassen dann aber verzweifelt vergeblich in Deinem 120 l-Handtäschchen nach dem Parkschein wühlst, sich hinter Dir eine zunehmend ungeduldiger werdende Schlange am Kassenautomaten bildet und Du Dich fragst, wo zur Hölle eigentlich Dein Auto steht, ist alles im Lot.

    Schöner Bericht übrigens. Ich habe mir SH ja inzwischen gezwungenermaßen sympathischgeguckt (oder auch schöngetrunken, manche TGJ-Folge sehe ich ja auch zu alkoholtauglichen Zeiten).

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  5. Ach, und es gibt übrigens eine Parkplatzfinder-App, die nicht nur freie Parkplätze findet, sondern auch den, wo das eigene Auto drauf steht. Für altmodische 5110-Nutzer wie mich bleibt nur, einen roten Faden hinter sich her zu ziehen oder den Parkplatz auf einem Stück Papier zu notieren und zu hoffen, nicht zu vergessen, wo man das hinsteckte ...

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  6. Schöner Bericht. Ich warte übrigens auch dringend auf die Konstruktion des Fußgänger-Navis ...

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  7. du hast so wenig orientierungslos gewirkt wie stevan nervös. ich bin von tiefstapler/inne/n umgeben gewesen ;-)
    aber die kurze after-show-party hinten bei ronald war wirklich sehr nett (und danke, dass ich bei allen drei fotos einen teller in der hand habe - aber ich steh' eh dazu). beim essen danach mit sebastian bei louie hast was versäumt, aber im gegensatz zu mir wusstest du ja, was du versäumst. das nächste mal mit mehr zeit und mehr essen, okay?

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  8. Sehr schöner Bericht. Danke. Und der Vincent ist jetzt auch auf dich aufmerksam geworden. Wurde ja mal Zeit *lach*

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  9. Blogger als Marketinginstrumente? Gähn. Diskutieren wir doch schon täglich drüben bei Facebook ;-) Die von der Effilee sind schon so coole Säue. Wenn ich mal groß bin will ich auch Effileer werden! Oder Mietkoch. Oder Messemayer.

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  10. @ Kaoskoch, Also diese Autofinder-App hätt ich gern irgendwann. Braucht man aber wohl auch ein entsprechendes Gerät für und bevor ich da das passende finde, finer ich wohl eher mein Auto wieder. Einbahnstraßen und die generelle Parksituation sind tückisch.

    Heute hatte ich jedoch grad eine Mutter-Kind-Story mitverfolgt, sie knipste die Bahnsteigbeschilderung. Ich vermute, der Lütte geht regelmäßig auf seinem Schulweg verschütt und soll jetzt digitale Schnitzeljagd lernen.

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  11. Was das die Buchmesse oder eine Kochshow? Oder hat sich die Buchmesse in eine Kochshow verwandelt? Ich würde die Buchmesse einmal furchtbar gerne besuchen, aber es ist für mich ein zu großer Aufwand. Ich würde mich sonst umsehen, die ganzen Hammel von Kochs, kann ich ja im Fern-sehn.

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  12. Holger Ehling11/12/2011

    Der "unvorbereitete" Moderator meldet sich zu Wort: Liebe ArthursTochter - solche Veranstaltungen macht man nicht für die Experten, sondern für das Publikum. Entsprechend werden die Fragen gestellt. Wenn Sie meinen, Sie seien zu bekannt und berühmt, um sich vorzustellen, dann darf ich Ihnen versichern, dass Sie davon noch ein Stückchen entfernt sind. Und wenn Sie keine Lust haben, sich zu Grundfragen des Bloggens und des Sinns und Zwecks Ihres Tuns zu stellen - dann klettern Sie bitte nicht auf Podien.

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  13. Lieber Herr Ehling,
    ich bin mitnichten geklettert, sondern wurde sehr höflich aufgrund meiner Funktion als eine der bekanntesten, meistgelesenen und bestvernetzten deutschsprachigen Foodbloggerinnen von der Keyaccount-Managerin der Messe eingeladen. 

    Darauf habe ich mich sorgfältig vorbereitet, ich wusste sogar den Namen des Moderators, resp.  Ihren und musste diesen nicht während der Diskussion von einer hektisch angeforderten Visitenkarte ablesen. 

    Mein Bericht gibt zudem die Podiumsdiskussion relativ humorvoll wieder und verzichtet auf den Finger in der offenen Moderationswunde. Kannten Sie eigentlich die Dame, die so gar nicht geplant und nicht geladen war, und die Sie trotzdem großzügig spontan zur Teilnahme eingeladen haben? Ich empfehle Ihnen dazu die Lektüre des Berichtes von Katharina Seiser. 
    Insofern stünde Ihnen ein wenig mehr Selbstreflektion gut zu Gesicht. 

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